Läuterung

Läuterung

[Dokumentationstheater, 3 Spieler (3m / 0w) – Spielzeit ca. 60 Minuten, 2012]

Dieses Theaterstück wird vom adspecta Theaterverlag vertreten: Link

Leseprobe: Link

Bild: Anke Kemper

Das Stück »Läuterung« ist mit einem geringen Aufwand und Requisiten umsetzbar und ändert niemals den Ort des Geschehens. Drei Hauptfiguren (Hans Blix, Waldemar Djatlow und Evgenij Petrov) agieren in unterschiedlichen Konstellationen auf der Bühne.

Läuterung ist ein abendfüllendes, fiktives Theaterstück, in welchem die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima thematisiert werden. Im Zentrum des Stücks steht ein Interview von zwei russischen Journalisten mit Hans Blix, dem damaligen Direktor der IAEO – der internationalen Atomenergie-Organisation.

Ausgangspunkt für das Bühnenstück sind die Aussagen von Hans Blix und Morris Rosen nach dem Unglück von Tschernobyl, dass die Welt jedes Jahr eine solche Katastrophe aushalten könne (Blix) und nach einem Überfliegen der Unglücksstelle, dass die IAEO lieber funktionierende als beschädigte Kernkraftwerke sehe (Rosen).

Eine Erweiterung der Bühnenausstattung durch eine tonlose Videoinstallation ist gegeben, diese dient jedoch nur der Unterstützung der Stimmung.

Erstes Bild: Waldemar Djatlow und Evgenij Petrov bereiten alles für das Interview mit Hans Blix vor. Als dieser erscheint, droht die Stimmung bereits zu Beginn zu kippen, da ein anderer Djatlow eine zentrale Rolle im Tschernobyl-Unfall gespielt hat. Hans Blix fühlt sich zu Beginn sehr unwohl, und dementsprechend holprig kommen beide ins Interview, während Evgenij Petrov die Kamera bedient. Doch je länger das Interview andauert und je tiefer sich die beiden in die Atomunfälle der Geschichte einarbeiten, desto entspannter werden beide Seiten, sodass das erste Bild neben der Einführung eine kleine Einführung in den historischen Kontext der Atomunfälle in der Geschichte gibt. Behandelt werden dabei vor allem die Unfälle von Harrisburg 1979, Tschernobyl 1982 und 1986 und Kyschtym 1957, um daraus eine Verantwortlichkeit der Staaten, aber auch der IAEO zu entwickeln, auf deren Basis man die getroffenen, historischen Entscheidungen bewerten kann.

Gerade die Geschehnisse in Tschernobyl 1986, in die Hans Blix einen hervorragenden Einblick hat, interessierten Djatlow, und die beiden diskutieren intensiv darüber, wie die Russen damals gehandelt haben, und was sie hätten anders machen sollen. Dabei wird über die politische Dimension von Blix’ Posten als Direktor der IAEO ebenso wie die Haltung der russischen Regierung unter Gorbatschow beleuchtet. Als Hans Blix eine folgenschwere Aussage in Bezug zu den Liquidatoren sagt, ändert sich die gesamte Situation, denn Evgenij Petrov macht die Kamera aus, schließt die Türe, und Waldemar Djatlow nimmt mit seinem Mitstreiter Hans Blix gefangen. Damit endet das erste Bild und es ist Pause.

Zweites Bild: Zu Beginn ist Hans Blix gefesselt, die Kamera läuft. Evgenij Petrov bewacht den Gefangenen mit einem Messer, während Waldemar Djatlow die Härte und Anschuldigungen innerhalb der Fragen erhöht. Den Einstieg findet Waldemar Djatlow über eine Rede von Eisenhower 1953 »Atoms for peace«, aus der Waldemar Djatlow Hans Blix zitieren lässt. Daraus entspinnt sich eine Diskussion über die grundlegende Verantwortung, Atomenergie einzusetzen und sie nutzbar zu machen, auf die Gefahr hin, dass Unfälle nicht immer verhindert werden können. Je länger die beiden diskutieren, desto stärker werden die aggressiven Wallungen in Waldemar Djatlow, während Hans Blix herauszufinden versucht, was der Zweck seiner Gefangenschaft ist. Dabei ist Waldemar Djatlow sehr offen, und Hans Blix muss feststellen, dass sein Gegenüber von einer Vorstellung geleitet wird, die jenseits des täglichen Politik- und Pressebetriebes ist. Hans Blix gelingt es dabei, Waldemar Djatlow ein wenig die Augen zu öffnen, und je mehr er von den politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen erfährt, die zu den Ereignissen von Tschernobyl und der Aufklärung derselben führten, desto mehr erkennt Waldemar Djatlow, dass die Gefangennahme von Hans Blix keinen Sinn mehr macht, denn die Wahrheit – wenn es denn eine gibt – wird niemanden wirklich überraschen oder dazu bringen, die Geschichte neu schreiben zu wollen. Als sich zum Schluss des zweiten Bildes Waldemar Djatlow aufmacht, Hans Blix tatsächlich loszubinden, kommt Evgenij Petrov aus dem Hintergrund, fällt den verwirrten Kumpanen an und schlägt diesen bewusstlos.

Drittes Bild: Nach einer kurzen Pause sitzt nun auch Waldemar Djatlow gefesselt auf einem Stuhl; zusätzlich ist er geknebelt, sodass er nur zuhören kann. Evgenij Petrov übernimmt die Befragung von Hans Blix und drängt diesen in eine Ecke, in welcher er sich kaum noch verteidigen kann. Als dann ein Mann an die Türe klopft, kann Hans Blix Hilfe rufen. In der Folgezeit ist die Spannung bis zum Zerreißen gespannt, ehe Evgenij Petrov zusammenbricht und erzählt, was die beiden zu diesem Wahnsinn angetrieben hat. Indem Hans Blix versucht, die ganze Situation ruhig aufzulösen, stürmen Polizisten in den Raum. In diesem Moment geht das Licht aus, der Kampf bleibt im Dunkeln. Zuletzt hört man Hans Blix ausrufen, welches Glück es wäre, dass er überlebt habe, ehe das Licht wieder angeht. Die Bühne ist verwaist und bleibt es auch, denn mit dieser Einstellung endet das Stück.