blättergluten
[Lyrik. Veröffentlicht in Leben pur – Herbstgefühle. Anthologie. 2025]

blättergluten
der tag war müde – seine güldnen strahlen
verklangen leis im nebelmatten grund;
ein wehn von längstverklungnen nachtigallen
zog durch das tal mit herbem traumschwund.
am rain, wo weinlaub flammend niederbrennet,
steht still das feld – der ernteruf verklang –
die luft, von sänften glockenlaut durchtrennet,
hielt meine seele wie in alten sang.
da hob sich licht auf welke astgewebe,
ein ahnen ging durch früchte dumpf und schwer –
wie wenn aus fernen heilgen heimatstäbe
ein alter seher rief: du bist nicht mehr.
doch in dem gold der letzten blättergluten
sah ich mein bild – verfallen, doch verklärt –
und las in mir die alten, dunklen guten
gesetze, die das herbstlicht mir bewährt.